Bevor man nach China reist, muss man sich im Klaren darüber sein, dass die Kommunikation vor Ort sehr schwierig wird, sofern man der chinesischen Sprache nicht mächtig ist. Mit English kommt man nur ganz selten weiter.
Nach unseren drei Tagen Peking letztes Jahr wussten wir also worauf wir uns einlassen. Und so standen wir in der U-Bahn Station vor dem gigantischen Plan der Pekinger Metro, um uns einen Überblick zu verschaffen und wurden plötzlich von einem Chinesen auf deutsch (!) gefragt, ob er uns denn helfen könne. Die Verwunderung unsererseits war natürlich enorm und ja, er konnte uns tatsächlich weiterhelfen. Wie sich herausstellte hat er wohl mehrere Jahre in Deutschland studiert.
Nachdem wir also die richtige Linie gefunden hatten, machten wir uns auf ins Hostel. Dieses lag westlich der verbotenen Stadt mitten in den Hutongs von Peking. Die Hutongs, also die Pekinger Altstadt, waren dort doch deutlich weniger touristisch als die Umgebung in der wir letztes Jahr hausten. Schön und interessant war es trotzdem. Nach einer köstlichen Nudelsuppe und einem langweiligen Bier war der Tag auch schon vorbei, der flugbedingte Schlafentzug musste weg!
Am nächsten Tag ging es zu der im Jahr zuvor von uns schändlich vernachlässigten verbotenen Stadt. Dieses mal waren wir auch pünktlich dort und konnten uns auch etwas länger auf dem Platz des himmlischen Friedens aufhalten. Dieser ist zwar äußerst geschichtsträchtig und noch immer sehr wichtig für das politische China, allerdings ist er auch relativ unspektakulär. Die Gebäude, die den Platz säumen, wie z.B. das Nationalmuseum oder die große Halle des Volkes, versprühen noch immer den altbackenen, kommunistischen Charme der 60er Jahre. Am Ende des Platzes steht das Tor des himmlischen Friedens, mit seinem riesengroßen Mao-Portrait. Will man in die verbotene Stadt, muss man unter dem strengen Blick von Mao das Tor passieren.
Ist man dann auf der anderen Seite, stellen sich ganz neue Eindrücke ein. Dort reckt sich abermals ein riesiges, prunkvolles Tor gen Himmel. Dahinter ein riesiger Platz mit den bekannten drei Brücken und (natürlich) schon wieder ein (noch prunkvolleres) Tor, dem Tor der Harmonie. Dieses führt dann zu dem großen Platz vor der größten der Hallen der alten Kaiserstadt, der Halle der höchsten Harmonie. Diese steht auf insgesamt 72 Holzsäulen, die nicht wie zu erwarten wäre, in ein Fundament eingelassen sind, sondern frei auf Steinsockeln stehen. Zusammen mit der ausgeklügelten Dachkonstruktion geben die Säulen der Halle genug Flexibilität, um sie bei Erdbeben nicht wie ein Kartenhaus zusammenstürzen zu lassen.
Die große Halle der Harmonie ist sozusagen der Thronsaal der verbotenen Stadt und auch im Inneren entsprechend aufwändig hergerichtet. Wegen Sanierungsarbeiten war die Halle allerdings für Besucher nicht begehbar, also musste man mit einem Blick durch eine der großen Türen vorlieb nehmen.
Am Südende der verbotenen Stadt liegt der liebevoll gepflegte kaiserliche Garten. Hier könnte man es auch länger aushalten, wären da nicht die unglaublichen Menschenmassen, die sich dort durchwälzen. Dennoch, die verbotene Stadt ist absolut zu Recht ein absolutes Highlight in China, äußerst beeindruckend und wunderschön. Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings der Audioguide. Der erklärt einem zwar die einzelnen Gebäude, über das Leben des Kaisers und seinen Konkubinen im Palast erfährt man allerdings fast nichts.
Nach fast fünf Stunden in der Kaiserstadt ließen wir den Tag dann auch bei Pekingente, Bauze, Dandan-Nudeln und Bier ausklingen.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg das Künstlerviertel von Peking, den Art District 798, zu erkunden. Von unserem Hostel aus benötigten wir ca. eine Stunde mit der U-Bahn bis zur Art Zone. Da musste natürlich noch Wegzehrung in Form von Shaobing her, dem überaus fettigen Frühstückchen der Chinesen! Schaobing sind im Grunde Teigbatzen, die entweder süß, mit roter Bohnenpaste bzw. Sesampaste oder deftig mit Schweinefleisch und Frühlingszwiebeln gefüllt sind. Anschließend werden die Batzen dann zu Talern geformt und in unendlich viel Öl ausgebacken. Und von dem Öl ist nach dem Ausbacken nicht mehr viel übrig. Eine extrem schmackhafte Quälerei für den nüchternen Magen. Aber das nur nebenbei…
Das Künstlerviertel liegt ca. 13km weit vom Zentrum entfernt. Entsprechend wenig Touristen verirren sich dort hin. Die lange Fahrt mit der U-Bahn lohnt sich aber alle mal. Das Viertel ist eigentlich ein stillgelegtes Industriegebiet in deren Hallen sich allerhand Ateliers, Shops, Cafés und auch Kreativunternehmen, wie z.B. Animationsstudios angesiedelt haben.
Die Atmosphäre in dem Areal könnte nicht gegenteiliger zur hektischen Innenstadt sein. Der morbide Charme der alten Industriegemäuer gemixt mit Hipster-Schick ist eine ebenso schöne wie ungewöhnliche Mischung für eine chinesische Großstadt. Man kann hier ganz leicht einige kurzweilige Stunden verbringen.
Das taten wir auch. Bei 37 Grad ist aber dann doch irgendwann die Luft raus und wir machten uns auf den Weg zurück um unsere Rucksäcke für die Weiterreise am nächsten Morgen zu packen.