Der Weg von Bocas del Toro nach Puerto Viejo, Costa Rica, ging wieder einmal viel schneller und unkomplizierter als wir dachten. Von Bocas ging es mit dem Taxiboot nach Almirante, wo am Bootssteg schon die Taxifahrer auf die Touris warteten. Von Almirante aus wollten wir eigentlich mit dem Bus zum Grenzübergang fahren. Am Busterminal versuchte ich herauszufinden, wie wir überhaupt an die Grenze kommen. Die Ernüchterung war groß, als ich dann erfuhr, dass die Touristenbusse in der Nebensaison nicht fahren und die Fahrt mit den Linienbussen mehrere Stunden dauern würde.
Unser Taxifahrer stand noch am Terminal und bot uns an, uns für 20$ an die Grenze zu kutschieren. Fahrzeit: 45 Minuten.
Gut, da muss man nicht lange überlegen, haben wir dann so gemacht.
Den Grenzübergang zu passieren fühlt sich ein wenig an wie ein Gefangenenaustausch. Die Aus- und Einreise ist zwar total unkompliziert, aber man muss nach den Ausreiseformalitäten eine alte Brücke überqueren, an deren Ende man schon die Grenzschützer von Costa Rica sieht.
Am Ende der Brücke angekommen ist aber natürlich alles ganz entspannt und easy.
Kommt man vom Einreiseschalter zurück, wird man schon von den Busfahrern abgefangen, die einen für wenig Geld dort hinbringen, wohin man möchte.
Für uns ging es nach Puerto Viejo, der kleinen Touri-Hochburg an der Atlantikküste.
Der Ort ist nicht besonders groß und besteht hauptsächlich aus hübschen kleinen Bars, Restaurants und Hotels. Am Abend wird die Promenade von allerhand Händlern bevölkert bei denen man schönen und nicht so schönen Quatsch kaufen kann.
Momentan ist dort nicht so viel los, in der Hauptsaison kann es dort aber wohl ziemlich voll werden.
An beiden Seiten des Ortes gibt es Strände. Zum einen den Playa Negra, mit seinem schwarzen Sand von vulkanischer Herkunft (nicht der Planet!) und zum anderen den Playa Cocles, einem weißen Sandstrand an dem sich viele Surfer vergnügen.
Leiht man sich ein Fahrrad (ab 6$ pro Tag) und fährt damit in Richtung Manzanilla, findet man aber die echten Traumstrände wie z.B. den Strand bei Punta Uva. Und so taten wir es auch.
Mit dem klapprigen Rad bei 31°C und 85% Luftfeuchtigkeit quälten wir uns unter den Schmährufen der Brüllaffen über die Straße in Richtung Traumstrand. Dort angekommen war die Tortur aber schnell vergessen, in Punta Uva sieht die Karibik nämlich genau so aus wie man sich die Karibik vorstellt. Ein Traum!
Auf den Rückweg hielten wir noch bei einem Veranstalter an, der unter anderem Raftingtouren auf dem Río Pacuare, einem der besten Raftinggebiete weltweit, anbot. Tjo, long story short: Haben wa gebucht!
Ein Vorteil der Tour war auch, dass wir uns einen Transfer gespart hatten. Die Raftingbasis lag nämlich ca. 2 Autostunden von Puerto Viejo entfernt im schmucklosen Ort Siquirres. Die nette Dame vom Tourveranstalter versprach uns, dass wir von Siquirres über Parismina nach Tortuguero, unserem nächsten geplanten Ziel kommen würden. Das stellte sich leider als absolute Fehlinformation heraus, dazu aber später mehr.
Zum Rafting wurden wir bereits um 06:30 Uhr an unserem Hostel abgeholt. Der nette Guide hielt von Anfang an den ganzen Bus bei Laune. Ca. eine halbe Stunde vor der Ankunft an der Raftingbasis hielt unser Bus plötzlich auf einer Brücke an. Was war los? Eine Kleine Demo von ungefähr 30 Personen blockierte die Brücke auf beiden Spuren und verursachte einen gigantischen Stau. Nach etwa 20 Minuten hatte die Polizei den Anführer der Demo überredet, wenigstens eine Spur frei zu machen. Und so ging es mit reichlich Verspätung weiter.
Noch im Bus fing der Guide mit seiner Sicherheitsansprache an. Diese fiel sehr ausführlich aus und dauerte locker 30 Minuten. Das waren also mindestens 28,5 Minuten mehr als bei unserem damaligen Raftingtrip in Thailand.
An der Basis angekommen gab es erst einmal Frühstück. Danach ging es dann wieder in den Bus und die Sicherheitsansprache ging wieder weiter während sich der Bus die Berge hoch quälte. Zusammengefasst waren es jetzt schon 48 Minuten mehr Sicherheit als in Thailand.
Am Einstieg bekamen wir dann unsere Helme, Schwimmwesten und Paddel und wurden auf die Boote verteilt. Die ersten Rafts waren schon im Wasser und warteten auf uns, wir hatten ja noch immer die Demo-Verspätung.
Um die Rafts schwirrten mehrere Rettungskayakfahrer.
Waaas? Rettungskayakfahrer?! Beim Rafting in Thailand gab es als Sicherheit ein Seil am Boot, an dem man sich festhalten konnte damit man nicht raus fiel.
Ne, im Ernst, die Tour hier in Costa Rica war hochprofessionell und man hat sich zu jeder Zeit zu hundert Prozent sicher gefühlt.
Abgesehen davon war die Tour an sich ein absolutes Highlight! Die atemberaubende Naturkulisse in Mitten des unberührten Regenwaldes, die tollen Stromschnellen und die engagierten Guides, einfach der Hammer! Pura Vida! Auch cool war, dass wir uns in den ruhigen Passagen aus dem Boot plumpsen lassen und uns dank den Schwimmwesten durch den Dschungel treiben lassen konnten. Bemerkenswerterweise war das Wasser ziemlich kalt, wir hatten doch eher eine lauwarme Brühe erwartet.
Nun ja, die gewaltigen Naturbilder sind unseren Köpfen vorbehalten, eine Kamera konnte ich leider nicht mitnehmen.
Nach der sensationellen Ruderei wurden wir dann in unser Hotel gefahren und freuten uns schon auf unseren Nächsten Stop Tortuguero. Dort kommt nämlich die grüne Meeresschildkröte zur Eiablage an den Strand und man kann sie Nachts mit einer Rotlichtlampe dabei beobachten.
Doch nach Tortuguero sind wir leider nie gekommen.
Nachdem wir von Siquirres aus mit dem Linienbus 2 Stunden lang über eine Schotterpiste an den Bootsanleger Cano Blanco gekarrt wurden, teilte man uns dort mit, dass es gar keine Taxibootlinie nach Toruguero gibt und wir uns ein ganzes Boot für 160$ pro Person mieten müssten. Ein Bus zurück nach Siquierres fuhr an diesem Tag keiner mehr. Hmm, und nu?
Glücklicherweise war am Bootssteg ein Angler aus San Jose, der Englisch sprechen konnte und uns empfahl, mit dem Taxiboot nach Parismina überzusetzen. Dort wäre nicht annähernd so viel los wie in Tortuguero und die grüne Meeresschildkröte könne man dort auch kucken. Gut, das hörte sich gut an. Wir ahnten jedoch noch nicht, wie wenig dort los sein würde. An Bootssteg von Parismina staunten wir nicht schlecht, denn hier gab es nicht einmal Straßen. Nur Wege , die mit dem schwarzen Sand vom Strand „asphaltiert“ waren. Dann gab es hier und da noch ein paar Häuschen und viele Hühner und Schafe.
Und nur durch den freundlichen Helfer aus San Jose haben wir dann auch eine Unterkunft gefunden und zwar bei dem Amerikaner Ross, der dort eine Lodge betreibt. Die war eher unsauber und Ross hat auf der Insel auch nicht den besten Ruf, wie wir im Nachhinein erfahren haben. Aber wenigstens hatten wir ein Dach über dem Kopf.
Ross empfahl uns einfach mal eine Runde durchs Dorf zu drehen. Auf unserer Runde fanden wir dann ein geschlossenes Restaurant, eine „Bar“ welche eigentlich nur ein Fenster war, aus dem Bier verkauft wurde und die zweite Bar in der wir einkehrten und echtes karibisches Essen (Reis mit Bohnen und gebratenen Bananen) zu uns nahmen. Hier lernten wir Albert kennen. Albert ist ein alter Rastafari, hält nichts vom technischen Fortschritt und an allem Übel in der Welt ist der Gringo (unter anderem auch Ross) schuld. Gut, zumindest mit Zweiten hat er wohl auch Recht. Albert war aber stets ein netter Zeitgenosse und stellte den Kontakt zu der Organisation her, die sich um den Schutz und die Aufzucht der Meeresschildkröten in Parismina kümmert. Albert macht auch öfter Kontrollgänge für diese Organisation am Strand und so bot er sich als Guide für den nächtlichen Ausflug zum Strand an. Nach Einbruch der Dunkelheit holte er uns mit einer Rotlichtlampe bewaffnet an unserer Lodge ab und wir stapften zum Strand.
Künstliches Licht gibt es in Parismina nicht sehr viel und der Strand ist pechschwarz. Deshalb ist es alleine schon ein Erlebnis, dort nachts am Strand zu sein. Einen solchen Sternenhimmel gibt es bei uns Zuhause so nicht, gerade wegen dem vielen künstlichen Licht. Sogar die Milchstraße konnten wir erkennen.
Albert scheuchte und in einem recht sportlichen Tempo durch den weichen schwarzen Sand. Hin und wieder blieb er stehen und zeigte uns die Spuren der Schildkröten, die sich in der vergangenen Nacht an den Strand schleppten. Leider konnten wir nach einer Stunde Strandrennerei keine Schildkröte live sehen. Aber da war ja noch der Rückweg, wieder eine Stunde durch den sehr weichen Sand in einer sehr warmen Nacht. Aber auch auf dem Rückweg hatten wir leider kein Glück, die Schildkröten richten sich offenbar nicht nach Touristen, die nur wegen Ihnen nach Parismina kommen. Tze!
Kurz bevor wir den Strand verließen, fanden wir traurigerweise noch eine tote Schildkröte in der Brandung.
Als Abschluss besuchten wir noch die Aufzuchtstation von Parismina, wo wir eine kleine Lederschildkröte, die kurz vor der Auswilderung stand anschauen durften. Lederschildkröten sind übrigens die größte lebende Schildkrötenart und können ausgewachsen bis zu 700kg wiegen.
Wegen der rabenschwarzen Nacht konnte ich leider auch bei diesem Highlight keine Fotos machen, sorry…
Nun ja, nach zwei Stunden und 13km Strandlauf kippten wir noch gierig ein kaltes Bier in uns hinein und begaben uns zu Bette.
Am nächsten morgen aßen wir in einem der beiden Restaurants noch ein karibisches Frühstück (Reis mit Bohnen) und machten uns wieder auf den Weg in Richtung Siquirres, um von dort aus nach San José weiter zu fahren.
Das hat auch funktioniert und dort sind wir jetzt auch. Der Bericht zu der schönen Hauptstadt folgt auch bald.
Bis denne 🙂