So, wir haben endlich mal wieder eine stabile Verbindung zu diesem Internet! Gar nicht so einfach hier!
Aber egal, gestern wäre ich sowieso nicht mehr in der Lage gewesen etwas zu schreiben. Scheinbar hat uns beim Frühstück der Teufel geritten und wir glaubten unserem Hotelguru, dass die Hikingtour zum Aussichtspunkt Nagarkot suuuuper easy wäre, ein Spaziergang quasi. Dass zwischen unserem Startpunkt und unserem Ziel Nagarkot jedoch 1500 Höhenmeter liegen, hat er mit keinem Wort erwähnt.
Um 11:00 Uhr morgens empfing uns unser gut gelaunter Guide Shuray in unserer Hotellobby. Unser Fahrer brachte uns an den Startpunkt, das kleinere Städtchen Bhaktapur, weiter außherhalb von Kathmandu. Die Tour startete wirklich ganz locker-flockig. “Nice walk, I like walking”, beteuerte Shuray, der gerade von einem mehrtägigen Trekkingtour im Everestgebiet zurück kam. Wir sprachen über Gott und die Welt, seine zwei geschieden Ehen, seine beiden Kinder und als wir an einem heftig riechenden Hanfgewächs vorbeikamen über die Drogenpolitik in unseren Heimatländern. Ja, richtig, Marihuana wächst hier auf den Trekkingpfaden! Und nein, ich bringe keinem was mit! Auf unserem Weg begleiteten uns stets drei Ziegen und ein Hund. Wem die Viecher gehörten wussten weder wir noch Shuray, sie waren einfach da. Es ging vorbei an ärmlichen Bauernhäusern und wir konnten den Ausblick auf das Kathmandutal in vollen Zügen genießen. Nach ca. 5km machten wir Rast bei einer Bauernfamilie die uns Wegzehrung in Form von leckeren Birnen vom eigenen Baum mit gab.
Nach der Pause und der kleinen Stärkung ging es weiter. Die Ziegen und der Hund hatten uns inzwischen verlassen und als Shuray uns zeigte, wo wir hin gehen würden, wurde uns plötzlich klar auf was wir uns eingelassen hatten. Hoch oben auf einem Berg, dessen Gipfel wir nicht sahen, weil er in Wolken gehüllt war, lag unser Ziel.
Der Weg wurde immer steiler und steiler, die Luft merklich immer dünner und unser Puls immer höher. Keuchend und schwitzend machten wir wieder an einem kleinen Bachlauf Pause, als Shuray eine kleine Climbingsession ankündigte. “Climbing!” Auch das noch! Als ob 5km steil bergauf nicht schon genug wären! Der Kletterpart war zum Glück nicht wirklich schwierig und lang und als wir auf dem Plateau ankamen, verschlug es und kurzzeitig den Atem, allerdings nicht nur wegen der körperlichen Anstrengung! Shuray lotste uns auf ein gigantisches Reisfeld, das sich bis hinunter ins Tal erstreckte. Wir stapften an dem komplexen Bewässerungssystem des Feldes vorbei und konnten nicht genug von diesem unglaublichen Anblick bekommen. Dafür haben sich die Strapazen absolut gelohnt! Ich kann noch immer nicht mit dem Schwärmen aufhören, aber ich will auch nicht länger damit langweilen.
Nachdem wir das Feld wieder verlassen hatten und unsere Münder wieder geschlossen waren, ging es dann an den finalen Aufstieg, der nach 15km Wegstrecke -wovon 10km bergauf gingen-richtig weh tat!
Oben, auf 2400 Metern angekommen, hatten wir leider kein Glück mit dem Wetter. Bei klarer Sicht ist von diesem Aussichtspunkt der Mount Everest zu sehen, die Sichtweite betrug allerdings weniger als 50 Meter, weil die Wolken so tief standen und den Gipfel komplett einhüllten. Schade, aber die Tour, so sehr wir sie während dem Marsch auch verfluchten, hatte sich so sehr gelohnt. Wir brauchten keinen Everest um echt happy zu sein!
Achso, als wir auf dem Gipfel mit unserem Guide ein spätes Mittagessen genossen, wurde Claudi von einem zähnfletschenden Blutegel angefallen! Todesmutig wischte ihn Shuray von ihrer Hose! Das war knapp!
Inzwischen sind wir in Pokhara angekommen. Nach siebeneinhalb Stunden Busfahrt über üble Bergstraßen mit viel Gegenverkehr. Das war kein Spaß!
Morgen oder übermorgen gibt’s mehr! Ihr wisst ja, immer müde…