Angekommen am gigantischen Bahnhof Shanghai gestaltete sich die Reise zum Hotel dank der kinderleichten Bedienung der U-Bahn-Fahrkartenautomaten wieder einmal super einfach.
Nach 25 Minuten hatten wir unsere Station im Stadtteil Huangpu erreicht und waren ziemlich erfreut, dass wir mal wieder in einer Fressmeile gelandet waren. Vor den Fischrestaurants findet sich hier allerhand lebendiges Getier in Wasserbassins, z.B. frische Garnelen, Hummer, Penisfische, Frösche, Schnecken und Krebse. Auch „normalen“ Fisch kann man sich hier mit einem einfachen Fingerzeig aussuchen und zubereiten lassen.
Durch die Straßen weht der charakteristische, würzige Geruch der beliebten Hotpots. Das sind mit Kohle unterfeuerte Töpfe, die mit einer meist scharfen Brühe gefüllt sind. Dort drin gart man dann direkt am Tisch sein Gemüse, Fleisch oder Fisch, ein chinesisches Fondue sozusagen.
Wir hatten direkt neben unserem Hotel ein Xi‘an-Restaurant, in dem wir wieder einmal die köstlichen Biang Biang Nudeln genossen. Es war schon Abend, und der berühmte Stadtteil Pudong weit weg, also begnügten wir uns an unserem ersten Abend mit unserer direkten Hotelumgebung.
Am nächsten Morgen zeichnete sich schon früh ab, dass es ein wahrhaft heißer Tag werden würde. Als wir in Richtung Bund aufbrachen zeigte das Thermometer bereits 33 Grad an. Der Bund ist die prachtvolle Promenade mit Kolonial-Architektur, von der man einen atemberaubenden Blick auf die Skyline von Pudong, dem hochmodernen Stadtteil von Shanghai hat.
In der brennenden Mittagssonne lässt sich aber eine noch so schöne Promenade nicht wirklich genießen. Von der Promenade aus kann man durch den sogenannten Sightseeingtunnel unter dem Huangpu-Fluss hindurch nach Pudong. Durch den Sightsseingtunnel wird man mit kleinen verglasten Schienenfahrzeugen durch eine bunt beleuchtete Röhre zum anderen Ufer chauffiert. In Anbetracht des Preises von umgerechnet 8€ lohnt sich das aber nicht und ist allenfalls für Kleinkinder interessant. Wenigstens waren die Wägelchen klimatisiert. Ansonsten kann man halt mit der U-Bahn für ein paar Cent nach Pudong sausen, die ist auch klimatisiert.
Wir kamen schließlich auf der anderen Seite in unmittelbarer Nähe des Oriental Pearl Towers an. Das ist der für die Skyline charakteristische Fernsehturm mit den drei Kugeln. Von dort aus kann man dann über blitzblanke Straßen und futuristischen Fußgängerbrücken ins Zentrum von Pudong vordringen. Das Zentrum ist umringt von riesigen, ultramodernen Wolkenkratzern. Hier zeigt sich auch, wie unkommunistisch das moderne China wirklich ist. Vor dem offiziellen Disneystore gibt es Einlasskontrollen samt Warteschlange, weil der Laden sonst gnadenlos überfüllt wäre. Der direkt daneben gelegene, proppenvolle Apple Store hat die Fläche eines sehr großen Supermarktes in unseren Breiten.
Direkt dahinter liegt ein Einkaufszentrum der Luxusklasse, in dem man von Armani bis Prada sämtliche Schnickschnack-Marken für das kleine Selbstwertgefühl und die große Geldbörse findet. Der Rest besteht aus Starbucksfilialen.
Trotzdem ist Pudong, wenn man von dem Jahrmarkt der Oberflächlichkeiten absieht, ein absolutes „Mustsee“ in Shanghai. Besonders die moderne Architektur, mit dem imposanten Shanghai World Financial Center und dem Shanghai Tower sind schlichtweg atemberaubend. Schlendert man durch das Zentrum von Pudong, kommt man sich immer ein wenig vor, als würde man durch eine ferne Zukunft flanieren.
Als wir uns an der Zukunft satt gesehen hatten, fing es bereits an zu dämmern und wir machten uns auf den langen, 38 Grad heißen Rückweg und aßen zu Abend. Nach Einbruch der Dunkelheit machten wir uns aber doch noch einmal auf zum Bund. Bei Dunkelheit ist die hellerleuchtete Skyline ein echtes Highlight (höhöhö). Die Promenade ist am frühen Abend auch wirklich bis zum Bersten gefüllt und das zu Recht.
Am nächsten Morgen ging es für uns in die Altstadt und den Yu Yuan Garten. Die Altstadt ist nicht das, wonach es sich anhört. Zwar stehen dort Gebäude, die den alten Gebäuden aus vergangenen Zeiten nachempfunden sind, aber um Geschichte geht es hier nicht. Hier reihen sich Souvenirläden und Futterkrippen aneinander und viel zu viele Chinesen drängen sich durch die viel zu engen Gassen. Das Zentrum der Altstadt bildet der Huxin Pavilion, der malerisch in Mitten einer gepflegten Teichanlage steht. Daran vorbei schlängelt sich die Jiuqu-Brücke mit ihrer charakteristischen Zickzackform. Leider ist auch diese Sehenswürdigkeit, wie die allermeisten in China, hoffnungslos überlaufen. Direkt an der Teichanlage ist der Ticketschalter für den Yu Yuan Garten. Vielleicht, so dachten wir jedenfalls, sind da ja etwas weniger Leute unterwegs. Nunja, falsch gedacht. Durch den eigentlich wunderschönen labyrinthartigen Garten schoben sich ebenso viele Touristen wie vor dessen Toren. Schlimmer noch, hier gab es noch einige Tourguides die mit krächzenden kleinen Lautsprechern durch die Gegend brüllten. Von Entspannung konnte also keine Rede sein. Zur Nachmittagszeit soll dort allerdings nicht so viel los sein und vielleicht findet man dann in dieser überaus schönen Anlage auch das, wofür sie eigentlich gemacht ist, nämlich Ruhe.
Wir zogen uns jedenfalls wieder in unsere authentische, etwas schmutzige aber lebendige Umgebung rund um unser Hotel zurück und genossen den letzten Abend in der Megastadt. Auch dort könnte man noch viele weitere Tage auf Entdeckungsreise gehen, vor allem kulinarisch.